Wer durch die Siegerlisten des World Beer Cup 2022 schaut, wird die Kategorie „German-Style Koelsch“ entdecken.
Der Contest ist eine der wichtigsten und angesehensten internationalen Bierwettbewerbe. Er wird alle zwei Jahre vom US-amerikanischen Brauerei-Verband Brewers Association ausgerichtet. Brauereien aus der ganzen Welt können ihre Biere in verschiedenen Kategorien wie Pilsener, Stout, Porter, Weizenbier, IPA und vielen anderen einreichen.
Eine Jury von Bierexperten bewertet die Biere nach Aroma, Geschmack, Mundgefühl und Aussehen. Die Gewinner erhalten eine Gold-, Silber- oder Bronze-Medaille in ihrer Kategorie sowie die Anerkennung als Hersteller eines der besten Biere der Welt.
Auf das Siegertreppchen haben es 2022 drei US-Brauereien in der Kölsch-Kategorie geschafft. Das dürfte auf den ersten Blick etwas Verwunderung hervorrufen. Sechs Jahre zuvor holten japanische Brauereien Preise für ihr Kölsch-Styles. Ein einziges Mal hatten sich zwei Kölner Brauereien der internationalen Konkurrenz gestellt und das gleich sehr erfolgreich. 2002 ging Gold und Silber an Zunft und Gaffel.
Wie kann es sein, dass Kölsch, das nicht aus Köln stammt, an der Champions League der Biere teilnehmen kann?
Zunächst ist es ein Ritterschlag. Denn der Bierstil ist in der Welt sehr beliebt. Weil die Nachfrage größer ist als das Angebot aus Köln, rühren viele Brauer außerhalb der EU selber den Maischepaddel, um ein Kölsch-Style-Bier zu brauen. Nicht ganz legitim, wie ich finde, aber dennoch in den meisten Ländern legal.
Ein ähnliches Schicksal ereilte im 19. Jahrhundert das Bier des Bürgerlichen Brauhauses in Pilsen, dem heutigen Pilsner Urquell. Der Bierstil Pils wurde 1842 dort erfunden und sofort weltweit kopiert.
In allen Kontinenten werden Kölsch-Styles gebraut. Es gibt das Eisenbahner Kölsch aus Blumenau in Brasilien, das australische Kick Arse Kolsch oder das Kölsch Argentina. Viele Brauereien außerhalb der EU haben ein Kölsch in ihrem permanenten Portfolio. Kurzum: Kölsch ist in aller Welt beliebt.
Ist ein Bier, das nicht in Köln gebraut wird, überhaupt berechtigt, sich Kölsch zu nennen? In der EU ist die Frage eindeutig mit nein geregelt. Dort ist der Bierstil auch eine Herkunftsbezeichnung wie Champagner. Daher darf sich nur in Köln gebrautes Bier, das nach bestimmten Regeln produziert wird, Kölsch nennen. Es gibt nur zwei Ausnahmen. Zunft Kölsch aus Wiehl und Bischoff Kölsch aus Brühl gehören zu den Brauereien, die 1986 die Kölsch-Konvention unterschrieben haben. Sie genießen damit Bestandschutz. Wer heute aber in der EU ein Kölsch brauen möchte, muss das in Köln machen und bestimmte Regeln einhalten.
Ist ein Kölsch, das nicht in Köln gebraut wird, ein Kölsch? Mit Kölsch ist nicht nur ein helles, mildes, süffiges, erfrischendes obergäriges Bier verbunden. Kölsch umfasst auch die einzigartige Kölner Brauhauskultur und die gibt es nur in Köln.
Kölsch lässt sich also nur in vollen Zügen in Köln genießen. Denn: It’s only a real Kölsch if it comes from Cologne!
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