Das Image von alkoholfreiem Bier hat sich in der letzten Zeit stark verändert. Das liegt auch daran, dass die Qualität durch neue brautechnische Verfahren enorm verbessert wurde. Inzwischen wird Bier ohne Alkohol anders wahrgenommen. Früher war es ein Autofahrergetränk, das man nur ungern als Alternative trank. Mit der Vermarktung als Sportlergetränk wurde diese Kategorie zum ersten Mal vom Verbraucher positiv wahrgenommen. Viele Menschen verzichten zudem bewusst auf Alkohol und sind froh, nun auch auf isotonische Getränke wie alkoholfreies Bier zurückgreifen zu können. Es gibt keine künstlichen Aromen oder Zusätze. Das Bier enthält zudem wichtige Elektrolyte wie Natrium, Kalium, Magnesium oder Chlorid.
Du erfährst in diesem Text Folgendes:
- Frühe Anfänge alkoholfreier Biere in Deutschland
- Alkoholfreies Bier während der US-Prohibition
- Schweizer Entwicklungen
- Entstehung von Clausthaler
- Alkoholfreies Bier in der DDR
- Verfahren zur Herstellung alkoholfreier Biere
Frühe Anfänge alkoholfreier Biere in Deutschland
Die Ursprünge des alkoholfreien Bieres in Deutschland gehen auf das Jahr 1895 zurück. Sie wurden als Malzgold oder Reformbier in Abstinenzlokalen angeboten. 1907 brachte die Flensburger Actienbrauerei das alkoholfreie Perplex auf den regionalen Markt. Es konnte sich jedoch nicht lange halten, da das Bier, das mit gestoppter Gärung gebraut wurde, geschmacklich nicht überzeugen konnte.
Alkoholfreies Bier während der US-Prohibition
1919 entwickelten amerikanische Brauer während der Prohibition ein alkoholfreies Bier. Das malzhaltige Getränk (< 0,5 Vol.-% Alk.) durfte nicht als Malt Beer bezeichnet werden, da die Verwendung des Begriffs Bier zu der Zeit verboten war. Umgangssprachlich setzte es sich als Near Beer durch, das heute der Oberbegriff für sämtliche alkoholarme und alkoholfreie Getränke in den USA ist.
Schweizer Entwicklungen
In den späten 1930er Jahren führte die Schweizer Brauerei Gurten Bier AG ein durch Vakuumdestillation erzeugtes alkoholfreies Bier namens „Ex-Bier“ ein. 1965 gelang es Hans Hürlimann aus Zürich, das alkoholfreie Bier „Oro“ in der Schweiz zu etablieren. Dank einer speziellen Hefe entstand kaum Alkohol und so lag der Gehalt unter 0,5 Vol.-% Alk. Trotz der anfänglichen Popularität in der Schweiz und später in Deutschland, wurde der Name 1972 aufgrund von Kundenresonanz in „Birell“ geändert.
Entstehung von Clausthaler
Ende der 1970er-Jahre setzte sich die Frankfurter Binding Brauerei dran, ein geschmackvolles alkoholfreies Bier zu produzieren. Anstatt ein Vollbier zu entalkoholisieren, sollte von Anfang an ein alkoholfreies Bier entstehen. Die Zielsetzung bestand darin, zunächst ein Bier mit geringem Endvergärungsgrad und wenig Malzextrakt zu brauen. Aus den Rückständen der Vorsude wurde der nicht-vergärbare Extrakt gewonnen, der dann im Brauprozess verwendet wurde. Das alkoholfreie Bier wurde zunächst als Felsenkrone vermarktet. Später wurde es in Clausthaler umbenannt.
Der Erfolg von Clausthaler in den 1990er-Jahren war enorm. Unterstützt durch umfangreiche Werbung, avancierte das alkoholfreie Bier zu einer der Top-Marken in Deutschland. Dabei setzte Binding auch neue Hopfen ein. Das Clausthaler Zwickl wurde es mit Cascade, einer Züchtung des in die USA ausgewanderten, österreichischen Hopfenbauers Alfred Haunold, eingebraut.
Alkoholfreies Bier in der DDR
Das erste alkoholfreie Bier in der DDR wurde von Braumeister Ulrich Wappler aus der VEB Engelhardt-Brauerei in Stralau (Friedrichshain) entwickelt. Es nannte sich AUBI (Autofahrer Bier), wurde 1972 vorgestellt und hatte einen Alkoholgehalt von 0,3 Vol.-%. Dieses alkoholfreie Bier wurde durch gestoppte Gärung hergestellt. Trotz einiger Widerstände setzte sich das Bier durch und fand später als Foxy light und Berolina sogar internationale Abnehmer. Die Produktion betrug zu Spitzenzeiten 18.000 Hektoliter. Nach der Wende wurde die Brauerei Engelhardt von Brau & Brunnen (heute Radeberger Braugruppe) übernommen. An den Ort in Berlin-Stralau, an dem das revolutionäre AUBI gebraut wurde, erinnert noch eine Infotafel. Seit 1998 ist AUBI eine geschützte Marke der thüringischen Privatbrauerei Metzler.
Verfahren zur Herstellung alkoholfreier Biere
Es gibt bei der Herstellung alkoholfreier Biere grob drei Verfahren. Die Würze wird nur kurz gegärt und dann auf minus 0,5 Grad abgekühlt, um die Gärung und somit die Alkoholproduktion zu stoppen. Das wird gestoppte Gärung genannt. Dies entspricht im Wesentlichen dem Ansatz, den Ulrich Wappler entwickelte. Alkoholfreie Biere, die auf diese Weise produziert werden, sind isotonisch und werden oft als Sportlergetränk angeboten.
Ein zweiter Ansatz sieht vor, den gesamten Gärprozess durchlaufen zu lassen und danach den Alkohol wieder zu entfernen – sei es durch Destillation oder Filtration mit Membranen.
Schließlich kann Bier auch mithilfe spezieller Hefearten vergoren werden. Die Ludwigii-Hefe lässt einen Alkoholgehalt von höchstens 0,5 Vol.-% zu. Dieser spezielle Hefestamm kann nur Glucose, Fruktose und Saccharose aus den in der Bierwürze enthaltenen Kohlenhydraten fermentieren. Biere bis 0,5 Vol.-% Alk. dürfen sich alkoholfrei nennen.
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