1. Pils am 11.11. 1842 ausgeschenkt

Der Bierstil Pils trat seinen Siegeszug in der Stadt Pilsen an. Zum ersten Mal wurde das Bier am 11. November 1842 ausgeschenkt. Die Bürger der böhmischen Stadt durften im Goldenen Adler, Weißen Rossen und im Hanes bei der Ausschankpremiere das goldgelbe, klare untergärige Bier mit dem fein-bitteren Hopfenaroma aus durchsichtigen Gläsern trinken. Und das taten sie offenbar mit Genuss. Glaskrüge waren zu der Zeit keine Selbstverständlichkeit, man trank aus Tonkrügen.

Du erfährst in diesem Text Folgendes:
Der Erfinder des Pilsners: Josef Groll
Genie und Braukunst
Das Erfolgrezept
Bierrevolution in Pilsen
Rückkehr nach Bayern
Pilsener wird zur Sorte

Der Erfinder des Pilsners: Josef Groll

Erfunden wurde das Ur-Pilsner nicht von einem Böhmen oder Tschechen, sondern von einem Niederbayern: Josef Groll aus Vilshofen. Er gilt mittlerweile in der Bierszene als eine legendäre Gestalt und hat in seiner Heimatstadt sogar ein eigenes Denkmal.

Genie und Braukunst

Der Sohn eines Braumeisters, verstand es, Handwerk und Innovation zu vereinen. Groll, geboren 1813, hatte einen ruppigen Charakter. Sein Vater soll ihn als den unhöflichsten Mann Bayerns bezeichnet haben. Aber er war ein genialer Braumeister. Genie und Wahnsinn halt!

Das Erfolgrezept

Er braute am 5. Oktober 1842 erstmals ein Bier ein, das nicht zuletzt wegen des Einsatzes von hellem, britischem Malz, reichlich Saazer Hopfen und weichem Wasser der Stadt zu einem unvergleichlichen Erfolg wurde. Zur Rezeptur gehörte auch die untergärige bayerische Hefe, die Groll über die Landesgrenze nach Böhmen, das damals zu Österreich-Ungern gehörte, schmuggelte.

Bierrevolution in Pilsen

In Pilsen wurde zuvor ein ungenießbares Bier gebraut, das trübe obergärige Oberhefenbier. 1838 war es von so schlechter Qualität, dass die Bürger 36 Fässer vor dem Rathaus ausschütteten. Daraufhin entschied der Stadtrat sich für den Bau eines modernen, großen Brauhauses, ausgestattet mit einem beeindruckenden, neun Kilometer langen unterirdischen Kühlgewölbe. Martin Stelzer, Gründer des neuen Bürgerbrauhauses Pilsen, war es, der dann Josef Groll einstellte.

Rückkehr nach Bayern

Trotz des Erfolges wurde Groll nach Vertragsende 1845 nicht weiterbeschäftigt. Wahrscheinlich lag es an seinen rauen Umgangsformen. Groll kehrte in seine Heimatstadt Vilshofen zurück, übernahm die Leitung der väterlichen Brauerei und lebte bis zum Tod mit 74 Jahren dort. Angeblich ist er in der Stammkneipe Wolferstetter Keller gestorben.

Pilsener wird zur Sorte

Das Pilsener Bier galt zunächst nur als Herkunftsbezeichnung, doch seine Popularität wuchs dermaßen, dass Pilsener bald zum Synonym für ein hopfenbetontes, helles Bier wurde. Das Bürgerliche Brauhaus in Pilsen war nicht erfreut. Im Jahr 1898 reichte es eine Unterlassungsklage gegen die Brauerei der Gebrüder Thomass in München ein, weil es um die Benennung Thomass-Pilsner-Bier ging. Schon damals waren die Experten jedoch der Meinung, dass Pilsener keine Bezeichnung für die Herkunft mehr sei, sondern für den Biertyp stand. Im April 1899 wurde der Sortenname Pilsner durch einen Gerichtsbeschluss zugelassen. Seit 1900 etablierte sich die Abkürzung Pils.

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