Wird bald die Kölsch-Stange statt des Maß-Kruges das Münchner Oktoberfest dominieren? Klingt verrückt, oder? Schließlich ist die Wiesn die heilige Bühne des Münchner Bieres! Aber aufgepasst: Laut den Münchner Juristen Marcus Thallinger und Fabian Vetter könnte die exklusive Regelung, die nur sechs Münchner Traditionsbrauereien auf dem Oktoberfest zulässt, gegen das Kartellrecht verstoßen. Und das bedeutet: Es könnte bald Kölsch auf der Wiesn geben! Ein echter Skandal für die bayerischen Bierpuristen.
Du erfährst in diesem Text Folgendes:
Die Wiesn ist ein Riesengeschäft
Oktoberfest 2024 gestartet
Urenkel des Wiesn Gründers König-Ludwigs I. darf nicht aufs Oktoberfest
Milliarden-Business
Oktoberfestbier ist eine eingetragene Marke
So schmecken die Wiesn-Biere
Oktoberfest 2024 gestartet
O’zapft is! So hallte es durch das Schottenhamel-Festzelt, als Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter am Samstag (21. September 2024) um Punkt 12 Uhr das erste Fass Wiesn-Bier von Spaten anzapfte! Damit fiel der Startschuss für das größte Volksfest der Welt – das 189. Oktoberfest, das bis zum 6. Oktober dauert.
Über sechs Millionen Besucher werden erwartet, um sich in 17 großen Festhallen, zahlreichen kleineren Zelten, an den Standln und Buden und bei rund 150 Fahrgeschäften zu vergnügen. Aber Obacht: Ein Maß Oktoberfestbier kostet zwischen saftigen 13,60 und 15,30 Euro! Da bleibt die Geldbörse nicht verschont.
Die Wiesn ist ein Riesengeschäft
Exklusiv auf der Wiesn wird nur Bier der sechs Münchner Traditionsbrauereien ausgeschenkt – ein striktes Gesetz der Stadt. Die Auserwählten: Augustiner, Hacker-Pschorr, Löwenbräu, Paulaner, Spaten und das Staatliche Hofbräuhaus. Diese Regel sorgt immer wieder für Diskussionen. Denn: Warum dürfen neue Münchner Brauereien wie Giesinger Bräu oder Münchner Kindl nicht mitmischen? Konkurrenz unerwünscht?
Die Wiesn ist ein Riesengeschäft: Es fließen Millionen durch die Zapfhähne. Die Brauereien möchten sich diese exklusiven Ausschankrechte nicht nehmen lassen – das Oktoberfest ist schließlich ihr Schaufenster.
Tradition sagen die einen! Aber die ist auch relativ. Obwohl Spaten 1894 als erste Münchner Brauerei das Münchner Hell braute, gehört es heute wie Franziskaner zur größten internationalen Braugruppe der Welt, Anheuser Busch-InBev. Wie ist die Regelung juristisch zu bewerten? Na ja, kartellrechtlich ist das Wiesn-Monopol zumindest fragwürdig. Kritiker wie Marcus Thallinger und Fabian Vetter werfen der Stadt vor, den Wettbewerb zu blockieren – doch Tradition und Milliardeninteressen haben bis jetzt jede Klage abgewehrt.
Urenkel des Wiesn-Gründers König Ludwigs I. darf nicht aufs Oktoberfest
Ein prominentes Beispiel ist der Fall der König Ludwig Schloßbrauerei Kaltenberg, die von Luitpold Prinz von Bayern betrieben wird. Er ist Urenkel von König Ludwigs I. Das erste Oktoberfest wurde am 17. Oktober 1810 auf der heutigen Theresienwiese mit einem großen Pferderennen eröffnet. Anlass war die Hochzeit seines Urgroßvaters König Ludwig I. und Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen.
Im Krieg ausgebombt und deshalb nach Fürstenfeldbruck umgezogen, sieht Luitpold Prinz von Bayern sich im Recht, dass seine Brauerei auch auf den Wiesn vertreten sein darf. Aber er hat die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Sein Versuch, die Zulassung seines Bieres für das Oktoberfest gerichtlich durchzusetzen, scheiterte vor dem Landgericht München.
Prinz Luitpold argumentierte, dass die Stadt München durch das exklusive Ausschankrecht für die sechs Münchner Traditionsbrauereien ein Absatzmonopol geschaffen habe, das den Wettbewerb einschränke. Das Landgericht München entschied jedoch gegen ihn. Die Richter betonten, dass das Oktoberfest als das „Fest des Münchner Bieres“ gelte und es daher gerechtfertigt sei, nur Münchner Bier auszuschenken. Dabei wurde auf die Tradition und den besonderen Charakter des Oktoberfests verwiesen. Auch kartellrechtliche Argumente konnten die Entscheidung nicht beeinflussen.
Milliarden-Business
Zusätzlich gibt es wirtschaftliche Aspekte: Die Brauereien profitieren erheblich vom Oktoberfest, das ein Milliarden-Business ist, und haben eine starke Marktstellung, die sie verteidigen. Gleichzeitig sind die Brauereien nicht nur Lieferanten, sondern betreiben oder verpachten teilweise die Festzelte, was ihre enge Verknüpfung mit dem Fest verstärkt.
Diese Regelung ist nicht öffentlich-rechtlich festgelegt, sondern Teil der privatrechtlichen Verträge zwischen der Stadt und den Festzeltbetreibern. Kritiker sehen darin eine mögliche Wettbewerbsbeschränkung und kartellrechtliche Fragwürdigkeiten, doch die Tradition und die starken wirtschaftlichen Interessen der beteiligten Akteure haben diese Praxis über Jahrzehnte stabil gehalten.
Oktoberfestbier ist eine eingetragene Marke
Übrigens! Nur die sechs Brauereien dürfen ihre Biere Oktoberfestbier nennen. Die Marke ist geschützt. Diese Biere werden extra eingebraut und müssen auch ordentlich was draufhaben! Mindestens 13,5 Prozent Stammwürze sind Pflicht. Mehr Stammwürze, mehr Alkohol! Warum? Aus Tradition, die in diesem Fall stimmig ist. Ursprünglich wurde im März das alkoholreiche Märzenbier gebraut, weil bis 1850 in Bayern Brauen im Sommer (23. April bis 29. September) verboten war. Mehr Alkohol bedeutete: Das Bier hielt länger und konnte zur Wiesn ausgeschenkt werden. Heute gilt das natürlich nicht mehr, doch das stärkere Bier bleibt.
So schmecken die Wiesn-Biere
Hacker-Pschorr ist dunkelgolden und erinnert an Bernstein. Es hat eine Stammwürze von 13,8 Prozent und einen Alkoholgehalt von 6,1 Prozent. Spaten zeichnet sich durch eine harmonische Malz- und Hopfen-Aromatik aus, mit einer Stammwürze von 13,7 Prozent und einem Alkoholgehalt von 5,9 Prozent. Hofbräu hat eine Stammwürze von 13,8 Prozent und einen Alkoholgehalt von 6,1 Prozent. Paulaner glänzt mit feinen Schaumnoten und malzaromatischen Akzenten, bei einer Stammwürze von 13,8 Prozent und einem Alkoholgehalt von 6,1 Prozent. Augustiner besticht durch seinen besonders milden, malzigen Geschmack, bei einer Stammwürze von 13,7 Prozent und einem Alkoholgehalt von 6,3 Prozent. Löwenbräu hingegen wird als etwas fruchtig und vollmundig beschrieben, mit einer Stammwürze von 13,8 Prozent und einem Alkoholgehalt von 6,1 Prozent.
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